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Nachhaltigkeit bei Verpackung und Versand: Antworten auf Ihre Fragen

Während einer Podiumsdiskussion des Leading Minds Network mit dem Titel "Nachhaltigkeit in Verpackung und Versand: Wo stehen wir?" stellten die Teilnehmenden die folgenden Fragen. Die Diskussionsrunde wurde moderiert von Karen Greene, CPPL, Vice President of Client Operations bei Network Partners, und umfasste die Branchenexperten Joe Provo, Associate Director, Packaging Commercialization, Merck & Co., Inc., Samantha Smith, Director of the Sustainability Center, Medtronic, und Jamie Pero Parker, Sustainability Team Lead bei RTI Innovation Advisors.

 

Frage 1: Übersteigt die Geschwindigkeit der regulatorischen Intervention unsere Innovationsfähigkeit? Was fördert das Engagement der Branche mehr: der Willen und die Fähigkeit, Innovationen zu schaffen oder regulatorischer Zwang?

Samantha [Medtronic]: Bei Medtronic sehe ich einen Wandel. Wir fangen an, proaktiver zu werden, wir fangen an, uns mehr mit diesen Dingen zu befassen. In der Vergangenheit war die Gesetzgebung der grosse Treiber. Wenn wir eine Änderung vornahmen, dann nur, weil die Aufsichtsbehörden uns dazu aufforderten. Ich glaube, dass sich in der gesamten Branche ein Wandel vollzieht: Wir gehen proaktiver vor und nehmen Änderungen an unseren Prozessen vor. Wir gehen sogar zurück und ändern eingeführte Produkte und passen sie an. Ich denke also, es ist ein bisschen von beidem.

Joe [Merck & Co., Inc.]:   Ich stimme zu, dass die Vorschriften immer noch überwiegen. Deshalb müssen wir etwas tun. Aber es geht bereits mehr in Richtung Innovation um der Innovation willen. Es handelt sich um ein historisch gesehen recht konservatives Industriesegment, so dass es sicherlich nicht immer um Innovation um der Innovation willen ging. Da stimme ich mit Samantha überein. Auch hier beobachten wir eine Verschiebung.

Jamie [RTI Innovation Advisors]:   Ich möchte dies auf ein Problem der Nachhaltigkeit übertragen. Ich habe das Gefühl, dass wir alle verschiedenen Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit gleichzeitig zu bewältigen haben. Beispielsweise die Perfluoralkylchemikalien (PFAS) (PFAS). Wir sehen, wie sich die Gesetzgebung schnell und hektisch entwickelt, insbesondere auf staatlicher Ebene, wo sie nicht aufeinander abgestimmt ist. Ich mache mir Sorgen, wenn ich sehe, dass Innovationen ohne Einblick der Industrie so schnell auf den Markt kommen, dass wir wieder an denselben Punkt zurückkehren werden. Mit PFAS sind wir an den Punkt gelangt, an dem wir uns heute befinden. Man nennt das «Regrettable Substitution». Wir ersetzen die Moleküle, von denen wir wissen, dass sie schlecht sind, durch Moleküle, von denen einige behaupten, dass sie noch schlechter sind. Ich befürchte, dass wir in dem Tempo, in dem die Unternehmen aufgefordert werden, chemische Stoffe zu ersetzen, nur weitere Regrettable Substitution sehen werden und das Problem an die nachfolgende Generation weitergeben.



Frage 2: Wie wichtig ist es bei der Entwicklung eines Medizingeräts zum Einführen eines Implantats in den Körper, dass das Gerät wiederverwendbar, sterilisierbar usw. ist? Das Gerät verbleibt NICHT im Körper.

Joe [Merck & Co., Inc.]:   Die Frage scheint zu sein: Ist es «lohnenswert», das Gerät als Einwegprodukt mit geringeren Umweltauswirkungen oder als wiederverwendbares Produkt zu konzipieren. Alles kann ein Einwegprodukt sein, es kommt vor allem darauf an, wie es entsorgt wird. Ich denke, es wäre zu prüfen, ob die Komplexität der Konstruktion eines wiederverwendbaren Geräts oder die geringere Umweltbelastung die potenziellen Vorteile eines Geräts überschatten würde. Denn in Anbetracht der Anforderungen an die Konstruktionskontrollen für Geräte sind die Stückzahlen gering und die Konstruktion kompliziert (wobei hier einige Annahmen getroffen wurden). Ökobilanzen sind nicht immer die Lösung, aber in diesem Fall würde die Beauftragung eines Experten mit der Erstellung einer Ökobilanz für das Gerät Ihnen zeigen, wo die potenziellen Möglichkeiten liegen. Sie können dann entscheiden, was sinnvoll ist. Es gibt fast immer Möglichkeiten zur Reduzierung/Wiederverwendung, aber es kann schwierig sein, zu erkennen, wo und wie. Die Ökobilanz könnte dabei helfen. Eine weitere Frage, die Sie mit Ihren Kunden erörtern könnten, ist, ob ein «nachhaltiges» Gerät den Wert steigert oder nicht.

 

Frage 3: Es wurde erwähnt, dass es wichtig sei, Daten über den Verpackungsverbrauch zu sammeln, bevor der Versand überhaupt beginnt. Bitte erläutern Sie, welche Daten nützlich sind, und wie man sie in eine nachhaltige Verpackungsstrategie einbauen kann?

Joe [Merck & Co., Inc.]:   Bereits in den frühen Phasen der Entwicklung von Arzneimitteln muss man sich Gedanken über Auswirkungen in drei oder vier, fünf oder sechs Jahre und über die Lieferketten und Wertschöpfungskette machen. Vielleicht ging es mit weniger um spezifische Datenpunkte, sondern darum, Planungskriterien oder Leitlinien einzubauen, die letztlich zu einer geringeren Belastung führen. Zum Beispiel das Grundverständnis, weniger Material zu verwenden. Wir konzentrieren uns unter anderem auf die Optimierung der Dosisdichte, also auf die Frage, wie viele Dosen auf eine Palette passen. Das kann eine sehr einfache Frage sein, die man stellen muss.

Im Laufe der jahrelangen Entwicklung können viele verschiedene Dinge passieren, um ein Produkt auf den Markt zu bringen, all die verschiedenen Vorschriften und auch der Kühlkettenversand. Vielleicht passiert nicht das, was Sie erwartet haben. Für die Pharmaunternehmen stellt sich vielleicht die Frage, warum sie diese Behältergrösse oder wirklich diesen Blister mit so viel Platz zwischen den Tabletten brauchen. Für Merck gibt es viele verschiedene Wege, es gibt also viele Möglichkeiten. Wichtig ist: Haben Sie schon früh darüber nachgedacht? Sehr früh... vielleicht früher Sie es gewohnt sind. Das ist genau das ganzheitliche Denken, das stattfinden muss.

 

Frage 4: Wie gehen Sie mit den zusätzlichen Kosten um, die durch Rücksendungen von wiederverwendbaren Produkten entstehen? Wie arbeiten Sie mit Ihren Lieferanten zusammen, um die Rücksendung von Verpackungen zu unterstützen?

Joe [Merck & Co., Inc.]:   Diese Frage müssen wir uns stellen, wenn wir anfangen, über Programme nachzudenken, die eine Rücksendung oder ähnliches beinhalten könnten. Wir betrachten das von Fall zu Fall. Es hat mit dem Umfang zu tun und damit, welche Daten man erfasst, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Umweltauswirkungen als auch unter dem Aspekt der Wertschöpfung, also unter dem finanziellen Gesichtspunkt. Was Merck betrifft, so haben wir natürlich Vertriebs-, Logistik- und Lieferkettengruppen, mit denen wir zusammenarbeiten, um festzustellen und zu analysieren, ob sich bestimmte Massnahmen lohnen und ob sie die von uns gewünschten Auswirkungen haben werden.

Die Lieferkette ist sehr speziell: sie hängt vom Transportunternehmen ab, vom Standort und von der geografischen Lage. Daher ist das für uns eine Fall-zu-Fall-Entscheidung.

Jamie [RTI Innovation Advisors]:   Ich möchte das Beispiel der Konsumgüter aufgreifen, weil ich glaube, dass sie uns ein wenig voraus ist. Nicht sehr weit, was die Wiederverwendung und die Wiederbefüllung angeht, aber sie haben es versucht.

Ich denke, es gibt wichtigere Fragen als die, wie man die Ware zurückbekommt. Die Änderung des Verbraucherverhaltens ist eine. Diese Nuss ist noch nicht geknackt. Vor nicht allzu langer Zeit kam ein Unternehmen zu uns, um herauszufinden, wie man dieses Problem lösen kann. Sie gehören zu den ersten Anbietern von nachfüllbaren Verbrauchsgütern und erzielen nicht annähernd den Ertrag, den sie bräuchten, um diese Methode zu einem tragfähigen Geschäftsmodell zu machen und weiter zu betreiben.

Sie fragen uns: Wir können unsere Ziele in Bezug auf die Verpackung nicht erreichen, wenn die Nachfrage nicht da ist. Wie können wir dieses Problem lösen? Die erste Frage, die wir uns stellen müssen, ist, wie wir eine Änderung des Verbraucherverhaltens forcieren können. Denn es liegt auf der Hand, dass dies nicht von allein geschieht. Ich habe unter anderem vorgeschlagen, mit den Wettbewerbern zusammenzuarbeiten und gemeinsam über die "Hürde" der Wiederverwendung zu nehmen, gemeinsam voranzugehen. Denn dann kann man es forcieren.

Ich denke, dass man sich abstimmen muss. Stellen Sie sich vor, ein Krankenhaus nutzt Produkte zum Nachfüllen und Wiederverwenden. Wenn Medtronic ein Programm für die Wiederauffüllung und Wiederverwendung hat und die Behälter auf eine bestimmte Art und Weise zurückgegeben werden sollen, und Merck ein völlig anderes hat, muss das Krankenhaus einen Ort haben, um all diese Behälter zu lagern und zu trennen.

Wenn wir zusammenarbeiten würden, wenn wir alle die gleichen Bedingungen hätten und alles auf dieselbe Weise machen würden, wäre es für das Krankenhaus viel einfacher, sich darauf einzustellen.

Samantha [Medtronic]:   Noch ein letzter Punkt: Medizinprodukte unterliegen strengen Vorschriften und sind potenziell gefährlicher Abfall oder kontaminierter Bioabfall. Bei der Rückführungslogistik gibt es also zusätzliche Komplexitätsebenen. Wie stellen wir sicher, dass wir die Abfälle ordnungsgemäss transportieren? Das ist immer eine Überlegung wert.

Die diesbezüglichen Vorschriften sind sehr streng. Wir wollen also sicherstellen, dass wir durch den Rücktransport von Abfällen keine grösseren Probleme verursachen. Es gibt eine Menge zu bedenken, und es ist sehr komplex.

Joe [Merck & Co., Inc.]:   Da stellt sich die Frage: Wie kommen wir zu dem von Jamie angesprochenen Punkt, dass alle zusammenarbeiten? Die gute Nachricht ist, dass viele Organisationen das bereits tun. Sie suchen nach Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft, nicht wahr? Eine von ihnen im Gesundheitswesen ist der Plastics Recycling Council. Wir fangen an, mit ihnen zusammenzuarbeiten, aber es gibt wahrscheinlich noch andere. Das ist die gute Nachricht. Man muss sich engagieren, um diese Möglichkeiten zu finden.

Wenn wir das als Chance betrachten, können wir Fortschritte erzielen. Es ist also von grosser Bedeutung, dass man Kontakte knüpft und dafür die Unterstützung innerhalb der eigenen Organisation hat. Es gibt Organisationen, die sich speziell mit diesen Schnittstellen befassen, an die man normalerweise nicht denkt, wenn man vom geschäftlichen Standpunkt aus an unsere Lieferketten, unsere Wertschöpfungsketten und unsere Beziehungen denkt.

 

Frage 5: Inwieweit fliesst der Aspekt Nachhaltigkeit in den Entscheidungsprozess bei der Auswahl von Lieferanten ein? Spielt der Ecovadis-Score eine grosse Rolle bei der Bewertung der Zulieferer?

Joe [Merck & Co., Inc]   In letzter Zeit deutlich mehr. Für Merck ist das ein sogenannter Scope Drei. Ein Grossteil unserer Belastung liegt im Scope Drei, dort, wo die Verpackungslieferanten anzutreffen sind. Wir haben entsprechende Programme eingeführt. Wir arbeiten ständig an der Verbesserung. Auf dem Weg zu unseren Scope-3-Zielen für unser Unternehmen werden die Lieferanten eine grosse Rolle spielen.

 

Frage 6: Gibt es derzeit eine solide, ebenso kostengünstige Möglichkeit, mit der man expandiertes Polystyrol (EPS) bei Einmalversandbehältern für die Kühlkette ersetzen kann?

Karen [Network Partners]:   Ja, die gibt es. Dazu gehören verschiedene biologisch abbaubare und kompostierbare Materialien, wie z. B. geformter Zellstoff. Diese Materialien sind umweltfreundlich, erneuerbar und bieten gute Isolationseigenschaften für temperaturempfindliche Sendungen. Sie können nach Gebrauch leicht entsorgt oder recycelt werden.

Andere Alternativen sind bestimmte recycelbare Kunststoffe wie Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP). Diese Materialien sind leicht, langlebig und können nach dem Gebrauch recycelt oder wiederverwendet werden, was die Umweltbelastung verringert.

Reflektierende Dämmstoffe, wie z. B. Strahlungsschutzfolien, bieten einen alternativen Ansatz zur Wärmedämmung. Diese Materialien reflektieren die Strahlungswärme und tragen dazu bei, die Temperatur im Inneren Ihres Versandbehälters stabil zu halten. Sie werden oft mit anderen Isoliermaterialien kombiniert, um eine umfassende Lösung zu schaffen.

Dämmstoffe auf Papierbasis können in Kombination mit Phasenwechselmaterialien eine wirksame Temperaturkontrolle darstellen. Es gibt Hersteller von 100 Prozent biologisch abbaubaren Zellulose-Isolierplatten mit einer Aussenhülle, die Lufteinschlüsse enthält, die die Wärmeübertragung verlangsamen, sowie Konstruktionen mit Zellulosewatte oder Füllstoffen im Inneren von Wellpappe-Platten. Weitere isolierende Füllmaterialien für Versandverpackungen werden aus recyceltem PET-Abfall hergestellt. Ein weiteres nachhaltiges isolierendes Verpackungsprodukt sind Baumwollpaneele, die in eine biobasierte Folie eingewickelt sind und zum Auskleiden eines Versandkartons verwendet werden. All diese nachhaltigen Wärmelösungen können in Kombination mit Phasenwechselmaterialien verwendet werden, um die erforderliche Phasenwechseltemperatur zu erreichen, die für die Entwicklung der Produktnutzerspezifikationen für Temperatur, Dauer und Ausschläge erforderlich ist.

Eine weitere Option sind Phasenwechselmaterialien (PCM), Stoffe, die bei Phasenübergängen Wärmeenergie aufnehmen oder abgeben können und so für Wärmepufferung und Temperaturstabilisierung sorgen. Sie können in Ihr Verpackungsmaterial eingearbeitet oder als separate Einlage verwendet werden.

Bei der Wahl einer Alternative zu EPS müssen auch Faktoren wie Kosten, Leistungsanforderungen, Recyclingfähigkeit und Umweltauswirkungen berücksichtigt werden. Die Eignung dieser Alternativen kann je nach Ihrer spezifischen Anwendung und Ihrem Budget variieren.

 

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